Post by Volker GringmuthPost by Nagesh Samuel BeltraminiIm Wohltemperierten Clavier, Band I steht das 8. Präludium in es-Moll,
wärend die 8. Fuge in dis-moll steht, zumindest in der
Henle-Urtextausgabe.
Ist allgemein so, die beiden sind enharmonisch velwechsert.
Post by Nagesh Samuel BeltraminiHat jemand einen Vorschlag, warum das so sein könnte?
Darüber haben sich schon mehrere Musiktheoretiker die Köpfe zerbrochen,
das läßt sich hier sicher nicht mit einem Posting abspeisen. Der alte
Bach hat das jedenfalls mit Absicht gemacht.
Tante Gu kredenzte mir unter
http://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/wp-content/uploads/2013/12/4.-J.S.-Bach_Pr%C3%A4ludium-in-Es-Moll-BWV-815.pdf
durchaus Interessantes.
Post by Nagesh Samuel Beltraminivon den Kreuzen her wäre es-moll doch viel Einfacher.
Wieso das? Beide Tonarten haben 6 Vorzeichen, nur in unterschiedliche
Richtungen. (Enharmonisch verwechselte Tonarten haben immer in Summe ein
Vielfaches von 12 Vorzeichen.)
Nun ja - aber wenn einiges passiert, dann ist da schon ein Unterschied,
zBl hat die Dominante von C#, also G# bereits 8 Kreuze, während die
Dominante von As, also Es, ein b weniger hat als As und umgekehrt ist
die Sache mit mehr oder weniger Vorzeichen natürlich, wenn viel in der
Subdominante passiert und wenn man die (Zwischen-) Dominante zur 2 Stufe,
nimmt, die ein Vorzeichen in Richtung b "verschoben" ist, dann hat man
in C# bereits den Leitton C## (Cisis) usw. - das hängt also sehr von
der Komposition ab. In Moll nun, werden allerdings "standardmässig"
beide "Versionen" der Stufen VI und VII verwendet und zudem bei den
Zwischendominanten mal die Dur und mal die Mollversion.
Nun könnte man denken, dass es eh nur 12 (wohltemperierte) Töne gibt,
und deshalb kann man ja enharmonisch verwechseln, wenn man nicht so
viele Doppel-# und Doppel-b haben will und das wäre für den heutigen
Gebrauch auch "normal", sowohl in der Moderne als auch im Jazz,
zu Bachs Zeiten war man da aber aus verschiedenen Gründen "sparsam"...
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