Discussion:
Das Auge hoert mit
(zu alt für eine Antwort)
Gerald Fix
2012-01-30 16:18:20 UTC
Permalink
Ich war am Freitag in einer Kinoübertragung der Berliner
Philharmoniker. Dabei ist mir etwas aufgefallen.

Wenn ein Orchester spielt, höre ich ein Orchester. Wenn dann die
Kamera auf ein Instrument zoomt, scheint dieses Instrument akustisch
auffälliger zu werden. Dabei werden natürlich nur Instrumente gezeigt,
die sowieso in diesem Moment eine tragende Rolle einnehmen.

Für mich hat dieses Instrumenten-Zapping den Gesamteindruck gestört.
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?

(Bei den Dvorak- und den Mahler-Liedern ist das nicht passiert, da
hier die Kamera vor allem auf der Sängerin blieb. Es lag also nicht an
der Kino-Übertragung, dass ich den Klang als unharmonisch empfunden
habe.)
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Walter Schmid
2012-01-30 17:13:59 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Ich war am Freitag in einer Kinoübertragung der Berliner
Philharmoniker. Dabei ist mir etwas aufgefallen.
Wenn ein Orchester spielt, höre ich ein Orchester. Wenn dann die
Kamera auf ein Instrument zoomt, scheint dieses Instrument akustisch
auffälliger zu werden. Dabei werden natürlich nur Instrumente gezeigt,
die sowieso in diesem Moment eine tragende Rolle einnehmen.
Für mich hat dieses Instrumenten-Zapping den Gesamteindruck gestört.
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?
Jeder TV-Regisseur weiss, dass eine Ansprache schwerer
verständlich wird, sobald auch nur z.B. das Kinn des Sprechers
verdeckt wird.

Gruss

Walter
Adam
2012-01-30 17:48:21 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Ich war am Freitag in einer Kinoübertragung der Berliner
Philharmoniker. Dabei ist mir etwas aufgefallen.
Wenn ein Orchester spielt, höre ich ein Orchester. Wenn dann die
Kamera auf ein Instrument zoomt, scheint dieses Instrument akustisch
auffälliger zu werden. Dabei werden natürlich nur Instrumente gezeigt,
die sowieso in diesem Moment eine tragende Rolle einnehmen.
Für mich hat dieses Instrumenten-Zapping den Gesamteindruck gestört.
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?
Jeder TV-Regisseur weiss, dass eine Ansprache schwerer
verständlich wird, sobald auch nur z.B. das Kinn des Sprechers
verdeckt wird.

Gruss

Walter

Stimmt genau, wenn ich den Mund des Redners nicht sehe verstehe ich oft
nicht alles. Schlimm bei synchronisierten Filmen, da verstehe ich oft ganze
Sätze nicht, weil sich die Lippen nicht nach dem deutschen hörbaren Text
bewegen.
Gerald Fix
2012-01-31 15:20:59 UTC
Permalink
On Mon, 30 Jan 2012 18:13:59 +0100, Walter Schmid
Post by Walter Schmid
Post by Gerald Fix
Ich war am Freitag in einer Kinoübertragung der Berliner
Philharmoniker. Dabei ist mir etwas aufgefallen.
Wenn ein Orchester spielt, höre ich ein Orchester. Wenn dann die
Kamera auf ein Instrument zoomt, scheint dieses Instrument akustisch
auffälliger zu werden. Dabei werden natürlich nur Instrumente gezeigt,
die sowieso in diesem Moment eine tragende Rolle einnehmen.
Für mich hat dieses Instrumenten-Zapping den Gesamteindruck gestört.
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?
Jeder TV-Regisseur weiss, dass eine Ansprache schwerer
verständlich wird, sobald auch nur z.B. das Kinn des Sprechers
verdeckt wird.
Dann frage ich mich, warum das der Kino-Regisseur nicht weiß.

Natürlich versucht man dem Kinopublikum auch optisch etwas zu bieten.
(Die großartigen Opern-Übertragungen der MET haben es da ja leichter.
Da wird es mir nächste Woche auch in 5 Stunden Götterdämmerung nicht
langweilig.) Und die Großaufnahmen der einzelnen Musiker sind ja auch
beeindruckend. Aber wenn das auf Kosten der Musik geht, ich weiß ja
nicht.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Walter Schmid
2012-02-01 10:09:17 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
On Mon, 30 Jan 2012 18:13:59 +0100, Walter Schmid
Post by Walter Schmid
Jeder TV-Regisseur weiss, dass eine Ansprache schwerer
verständlich wird, sobald auch nur z.B. das Kinn des Sprechers
verdeckt wird.
Dann frage ich mich, warum das der Kino-Regisseur nicht weiß.
Er weiss das schon, aber im Unterschied zur pauschal bezahlten
Tagesschau usw. soll ein Film aus Produzentensicht so gemacht
sein, dass er mehrmals angeschaut werden muss. (Deshalb schaue
ich fast nur noch Filme, die ich schon kenne.)
Post by Gerald Fix
Natürlich versucht man dem Kinopublikum auch optisch etwas zu bieten.
(Die großartigen Opern-Übertragungen der MET haben es da ja leichter.
Da wird es mir nächste Woche auch in 5 Stunden Götterdämmerung nicht
langweilig.) Und die Großaufnahmen der einzelnen Musiker sind ja auch
beeindruckend. Aber wenn das auf Kosten der Musik geht, ich weiß ja
nicht.
Einen vollen Eindruck der Musik hat man ohnehin erst nach einem
Berufsstudium als Musiker, genauer Kenntnis der Partitur und der
Zeit der Entstehung des Werkes, sowie nach dem Anhören mehrerer
Aufführungen davon. Das Fernsehen kann nur einen Anreiz liefern
diese Laufbahn einzuschlagen - niemals sie ersetzen.

Gruss

Walter
Matthias Kohrs
2012-02-01 14:03:46 UTC
Permalink
Post by Walter Schmid
Einen vollen Eindruck der Musik hat man ohnehin erst nach einem
Berufsstudium als Musiker, genauer Kenntnis der Partitur und der
Zeit der Entstehung des Werkes, sowie nach dem Anhören mehrerer
Aufführungen davon.
Wie man's nimmt. Einen vollen Eindruck von der Musik hat man auch wenn
man ganz naiv dasitzt und sich überwältigen lässt. Nur halt nicht den
gleichen.
Post by Walter Schmid
Das Fernsehen kann nur einen Anreiz liefern
diese Laufbahn einzuschlagen - niemals sie ersetzen.
Gerald hatte eine Kinoübertragung besucht, das kommt zumindest von
Raumgröße und Lautstärke dem Orchester erheblich näher als der Fernseher.

CYA! Matthias
Walter Schmid
2012-02-01 14:20:15 UTC
Permalink
Post by Matthias Kohrs
Post by Walter Schmid
Das Fernsehen kann nur einen Anreiz liefern
diese Laufbahn einzuschlagen - niemals sie ersetzen.
Gerald hatte eine Kinoübertragung besucht, das kommt zumindest von
Raumgröße und Lautstärke dem Orchester erheblich näher als der Fernseher.
Das hatte ich leider überlesen. Public Viewing mit Fagott in
Oel-Pipeline-Grösse stelle ich mir schrecklich vor. Das muss ja
zu 'kognitiver Dissonanz' neuer Art führen. Zoomen gehört bei
Musik nur ins Stubenkino.

Gruss

Walter
Gerald Fix
2012-02-01 16:18:53 UTC
Permalink
On Wed, 01 Feb 2012 15:20:15 +0100, Walter Schmid
Post by Walter Schmid
Post by Matthias Kohrs
Post by Walter Schmid
Das Fernsehen kann nur einen Anreiz liefern
diese Laufbahn einzuschlagen - niemals sie ersetzen.
Gerald hatte eine Kinoübertragung besucht, das kommt zumindest von
Raumgröße und Lautstärke dem Orchester erheblich näher als der Fernseher.
Das hatte ich leider überlesen. Public Viewing mit Fagott in
Oel-Pipeline-Grösse stelle ich mir schrecklich vor. Das muss ja
zu 'kognitiver Dissonanz' neuer Art führen. Zoomen gehört bei
Musik nur ins Stubenkino.
Nun, ich habe es zum ersten Mal im Kino erlebt. Opernübertragungen im
Kino kenne ich schon länger und sie boomen ja auch - bei La Traviata
ist in Neu-Ulm bereits der zweite Kino-Saal ausgebucht, und das obwohl
die Übertragung auch in Ulm läuft und erst im April stattfindet.
Ballett gibt es auch - ich bin Mitte März mal in einer Übertragung,
mal sehen, was das Bolschoi so draufhat :-)

Aber Konzert ist wirklich was anderes.
--
Viele Grüße
Gerald Fix
Volker Gringmuth
2012-01-30 18:45:10 UTC
Permalink
Post by Gerald Fix
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?
Ist der Psychoakustik unter dem Namen Cocktailparty-Effekt längst bekannt.


vG
Walter Schmid
2012-01-30 19:03:26 UTC
Permalink
Post by Volker Gringmuth
Post by Gerald Fix
Bilde ich mir das ein, dass das Auge mithört?
Ist der Psychoakustik unter dem Namen Cocktailparty-Effekt längst bekannt.
Falsche Begriffszuschreibung!

Beim Cocktailparty-Effekt versteht man Gesprächsfetzen aus einem
Stimmengewirr heraus sobald sie einen selbst betreffen. Das Auge
sieht meistens erst dann hin.

Gruss

Walter
Volker Gringmuth
2012-01-30 20:49:23 UTC
Permalink
Post by Walter Schmid
Beim Cocktailparty-Effekt versteht man Gesprächsfetzen aus einem
Stimmengewirr heraus sobald sie einen selbst betreffen.
Das habe ich damals im Fach Psychoakustik allgemeiner gelernt: Der CPE ist
die Fähigkeit des menschlichen Gehörs, durch Konzentration (und
Richtungshören etc.) eine bestimmte Schallquelle aus einem Klanggemisch
herauszufiltern und wesentlich deutlicher wahrzunehmen, als sie physikalisch
beim Ohr ankommt (und beispielsweise von einem Mikrofon an Stelle des Hörers
aufgenommen wird).

Inwieweit das Gesagte den Hörer semantisch betrifft, tut nichts direkt zur
Sache, kann aber natürlich die erforderliche Konzentration forcieren –
ebenso wie die bildliche Heraushebung der fraglichen Schallquelle bei der
aufgezwungenen Perspektive einer TV-Übertragung.

Ich habe dennoch zu schnell geschossen, wie ich zugeben muß: Der CPE im
engeren Sinn tritt hauptsächlich direkt inerhalb des akustischen Geschehens
auf, nicht jedoch bei Übertragungen/Lautsprecherwiedergaben davon.


vG
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