Hallo Joachim,
Post by Joachim PensePost by Marcus RoeckrathStimmungen an einem Stück auszuprobieren, um damit meinen Schülern die
Problematik, wie unser heutiges gleichschwebendes Tonsystem entstanden ist.
Interessantes Thema. Freut mich, dass heute im Musikunterricht noch
ernsthafte musikwissenschaftliche Themen angeschnitten werden.
Ich bemühe mich; vieles, was für uns heute ganz "normal" ist, ist ein
langwieriger Prozeß gewesen, den ich es für wert erachte nachvollzogen zu
werden.
Und dabei bieten die modernen Medien ja wunderbare selbstaktive
Möglichkeiten:
Ich habe Midi-Dateien in der Oberstufe auch zu Klärung von Tempofragen
genutzt.
Man nehme Midi-Dateien des 2. und 3. Satzes des Italienischen Konzertes und
lasse die Schüler im Experiment ein sinnvolles Tempospektrum "entdecken",
woran sich die Frage klären lässt, welche musikalischen Elemente den
"richtigen" Tempobereich entscheidend mitbestimmen. Verifizieren und
diskutieren kann man die eigenen Ergebnisse dann mit real exitierenden
Aufnahmen (mit Vergleich verschiedener Interpretationen z. B. Gulda,
Brendel, Kirkpatrick).
Einen ähnlich experimentellen Zugang möchte ich zukünftig eben auch für die
Entwicklung des gleichschwebenden Tonsystems nutzen. Wenn ich nur erzähle,
wie es zu diesem Kompromiss gekommen ist, sie aber die Unterschiede
garnicht klanglich erfassen können, kann man es eigentlich nicht begreifen.
Sie sollen diese Entwicklung aber auch Kompromiss erkennen, da er zwar die
völlige harmonische Freiheit in die Musik brachte, andererseits aber die
Charakteristika der einzelnen Tonarten auf der Strecke blieben.
Gleichzeitig aber auch die Erfahrung, wie sehr sich unsere Gehör an diesen
Kompromiss angepasst hat.
Post by Joachim PenseWenn ich
mir gucke, was die mit meinen Kindern in Musi machen, da scheint mir,
die sind heute wieder zum Singen zurückgekehrt.
In den unteren Klassen (Gymnasium 5. und 6. Klasse) nimmt das einen großen
Raum ein, danach müssen andere Themen Vorrang haben.
--
Gruss Marcus